Das finnische Buch lädt herzlich ein
Zehn-Jahres-Feier
Freitag, 20. September 2019, 18.00 Uhr
Finnland-Institut in Deutschland
Friedrichstraße 153 a
10117 Berlin
Im Laufe des Abends – die Mitglieder des Vereins feierten gemeinsam mit Freunden, Zusammenarbeitspartnern und Förderern des Vereins – gab Vorstandsmitglied Detlef Wilske einen Abriss der zehnjährigen Geschichte des Vereins, der hiermit abgedruckt wird.
10 Jahre Verein „Das finnische Buch e.V.“
Es war einmal 1 Mann in den besten Jahren, der mit seiner Anstellung nicht zufrieden war und immer verzweifelt schrie: „Mine Fru, de Ilsebill, will nicht so, as ik wol will“. In diesem Ausruf steht „Ilsebill“ für seinen ehemaligen Herrscher. Und der Butt fragte: „Was willste denn?“. Und er erwiderte, dass er Zauberbücher – nicht gerade das Kalevala, aber andere zauberhafte Bücher aus den gleichen Breiten – auch in den Landen deutscher Zunge unter die Leute bringen wolle.
Gemeinsam mit seiner Angetrauten waren sie schon 2, die darüber sannen, wie man das in die Wege leiten könne. In der näheren Umgebung fanden sich der 3. und die 4. Eingeweihte. Aber das reichte noch nicht. So fragten sie einen 5., einen Vertreter der Gerichtsbarkeit, der half, das Rechte aufzuschreiben. Hernach hielten sie 6 Mal ihre Ohren an Muscheln und konnten wundersamer Weise andere Menschen hören und diese ebenso jene, und diese willigten ein, das Ihrige zu tun, die Zauberbücher hier kund zu tun. Zu 7en kämen sie durch die ganze Welt, aber so weit wollten sie ja nicht. Also schrieben sie noch 8 herzzerreißende Botschaften über unsichtbare Wellen, die man in ferner Zukunft einmal elektronisch nennen sollte. Und siehe da, es trafen sich im 9. Jahr des neuen Jahrtausends 10 Menschen zu einer verschworenen kleinen Runde und gründeten das Bündnis, das sie „Das finnische Buch“ tauften.
Und so brachten sie es zustande, und die Gerichtsbarkeit konnte sich nicht mehr dagegen stellen. Es ward aufgeschrieben, wie man sich verhalten wolle, und festgelegt, dass ein jeder sein Scherflein beitragen solle. Und es ward auch bestimmt, wer das Fähnlein gegenüber der Obrigkeit und allen anderen Menschen vertreten solle. Über kurz oder lang ersann man, wie man erreichen könne, was auf dem Geheimtreffen ausgedacht wurde. Im Land der 1000 Seen-süchte wurden Menschen gesucht, die Tag und Nacht niederschrieben, was andere Menschen erfreuen sollte. Schnell fanden die zehn Unerschrockenen solche väinämöinischen Nachfahren. Man kam mit ihnen überein, dass sie gegen ein kleines Entgelt die beschwerliche Reise in die Mitte des Kontinents auf sich nehmen und in heruntergekommenen Sterne-Herbergen nächtigen. Im Gegenzug durften Menschen aus Ost und West, aus Nord und Süd sie und das von ihnen Aufgeschriebene und von Dolmetschen in eine deutsche Form Gebrachte kennen lernen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann … lesen sie noch heute.
Ich gebe zu, dass das märchenhaft etwas verdreht war. Es wurden Tatsachen wie in jedem guten Märchen mit Fiktionalem meisterhaft vermischt. Dennoch: Der Grundgedanke wurde hoffentlich klar. Eine Schar von Idealisten, die zu Beginn mit der deutschen Vereinsgesetzgebung kämpfen musste, konnte die Zahl der Mitglieder ihres Vereins fast verdreifachen. Natürlich geschah das nicht einfach so. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Ich glaube, wir können alle darauf stolz sein, dass wir als Verein eine gute Arbeit geleistet haben. Wir wurden „in der Szene“ wahrgenommen und haben uns dort gut vernetzt, auch mithilfe von Flyern und einer Internetpräsentation, um die sich anfangs Sabine Hertel und Joachim Fischer kümmerten. Derzeit ist die Website nicht ganz aktuell, weil der Verantwortliche – meine Wenigkeit – leider anderweitig ziemlich eingespannt ist. Aber fünf neue Mitglieder haben seit dem Relaunch der Website beantragt, als Mitglied aufgenommen zu werden. Und Freundinnen und Freunde der finnischen Literatur aus ganz Deutschland und sogar darüber hinaus stießen zu uns, und wir freuen uns, dass zu unserem zehnjährigen Jubiläum doch etliche sich auf den Weg nach Berlin gemacht haben.
Was aber konkret liegt hinter uns? Ich selbst engagiere mich ja erst seit wenigen Jahren beim „Finnischen Buch“, aber aus dem von Burkhart und Petra liebevoll und fleißig angelegten Vereinsarchiv – immerhin 4 Leitz-Ordner – ist zu ersehen, dass der Verein auf vielfältige Weise gewirkt hat, um Literatur aus Finnland hier bekannter zu machen. Dabei beschränkte sich die Tätigkeit nicht nur auf die Hauptstadt, in der fast die Hälfte der Mitglieder wohnt, sondern zwischen Schleswig und Pullach, Köln und Potsdam gab es mehr als 100 Happenings, die der Verein veranstaltet, mitveranstaltet und mitfinanziert hat. Besondere Höhepunkte waren natürlich jedes Jahr die Buchmesse in Leipzig und die Frankfurter Buchmesse im Jahre 2014, als Finnland seinen Gastauftritt hatte. In jenem Jahr ist auch eine Rekordzahl von Übersetzungen von finnischer, finnlandschwedischer und samischer Literatur auf Deutsch erschienen.
Eine große Zahl von Events wurde gemeinsam mit dem Finnland-Institut durchgeführt, in dessen Räumlichkeiten zumeist die Mitgliederversammlungen abgehalten wurden und das auch heute der Ort unserer Jubelfeier ist. Dafür auch von mir der Dank an Laura Hirvi, die Leiterin des Finnland-Instituts, und an Suvi Wartiovaara, die über all die Jahre unermüdlich als Mittlerin zwischen Verein und Institut gearbeitet hat. Viele Inspirationen für die Vereinstätigkeit kamen von Suvi, weil sie an der finnischen Literaturszene mit am nächsten dran war.
Mehrere Male hat der Verein finnische Abende veranstaltet und mitveranstaltet, auf denen finnische Literatur eine wichtige, obgleich Teilrolle spielte. An diesen Abenden z.B. in der Kiezspinne 2012 und im Kiezklub Rahnsdorf 2014 konnten die Besucherinnen und Besucher kulinarische Spezialitäten aus Finnland kosten, für deren Zubereitung der Verein Reetta Bentlin gewinnen konnte. Für die Vorstellung finnischer Volkstänze hat auch die Berliner Volkstanzgruppe Kopukkaporukka gesorgt.
Eine der ersten Veranstaltungen des Vereins war mit „Der Spagat zwischen Interpretation und Werktreue“ überschrieben, Petra plauderte mit Regina Pirschel über ihre Arbeit als Übersetzerin. Unter dem Titel „Was macht eigentlich …“ wurden solche Gespräche danach viermal mit Übersetzerinnen und Übersetzern und Schriftstellerinnen (Outi Pakkanen, Eppu Nuotio, Stefan Moser, Angela Plöger) geführt, die immer gut besucht waren. Eine Fortsetzung der Reihe ist geplant.
Das tägliche Brot – um es mal so zu sagen – des Vereins waren und sind Lesungen, für die Schriftstellerinnen und Schriftsteller engagiert wurden, die zum Teil den Finlandia-Preis erhalten haben und auf den Spitzenplätzen der finnischen Bestsellerlisten standen. Ich könnte jetzt Dutzende Namen aufzählen, aber das würde meine vereinbarte Redezeit sprengen, aber ich nenne nur mal drei von ihnen: Rosa Liksom, Kjell Westö oder Sofi Oksanen.
Mitglieder des Vereins waren auch in ihrem eigenen sozialen Umfeld aktiv, um finnische Autorinnen und Autoren vorzustellen. Insbesondere möchte ich hier Hellevi Rebmann nennen, die in einem Seniorenheim in Wilmersdorf ihre Akzente setzte.
Der Verein lebt nicht nur von den Mitgliedsbeiträgen allein. Er bekommt auch durch die öffentliche Hand Unterstützung für seine gemeinnützige Tätigkeit. Und so konnten in den vergangenen Jahren auch viele Events überall im Land finanziell unterstützt werden wie der VERSSchmuggel 2013 in Berlin, die Finnland-Woche 2013 in Weimar, die Nordischen Literaturtage 2015 in Hamburg, die europaweite Lese-Busreise OMNIBUS 2016, die Deutsch-Finnische Übersetzerwerkstatt 2017 in Rendsburg, das Festival Nordischer Klang 2019 in Greifswald oder auch den Weblog Lue.Finland von Tanja Küddelsmann.
Der Verein ist sogar Herausgeber eines Buches: „Unter Freunden“. Es wurde ein Schreibwettbewerb unter Schirmherrschaft der finnischen Botschafterin Päivi Luostarinen initiiert, bei dem deutsche und finnische Jugendliche aufgefordert wurden, über ihre Erlebnisse im oder Erfahrungen mit dem anderen Land kleine Texte zu schreiben. Das Buch, das 2015 erschien, kann weiterhin gern erworben werden.
Ich könnte noch viel mehr berichten, aber andere möchten auch noch etwas erzählen. Deshalb begnüge ich mich zum Abschluss damit zu wünschen, dass dem Verein mindestens weitere zehn erfolgreiche Jahre bevorstehen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.